EINLEITUNG

Kurz vorab – bevor es zu bunt wird: Dieser Blogbeitrag richtet sich in erster Linie an Agentur-Kunden. Er soll vor allem neugierig machen, Wissen und Spaß vermitteln und das so verständlich wie möglich.

FARBEN IN DER NATUR

Die verschneite Winterlandschaft mit einem wolkenlos, strahlend blauen Himmel, … der knallrote Klatschmohn, der ganze Felder einfärbt, … die Wespe, die am Colaglas herumschwirrt, … die weiß-lila Kuh, die genüsslich … Moment! …

Farben, Farben, Farben … sie sind nicht aus unserem Alltag wegzudenken, nur bei wenig Licht oder nachts verlieren sie unsere Aufmerksamkeit. Was machen Farben mit uns? Warum und wie reagieren wir auf Farben?
Der Ursprung liegt in der Natur. Farben haben in Flora und Fauna zwei wesentliche Aufgaben: 1. Aufmerksamkeit und 2. Nichtbeachtung.

Aufmerksamkeit durch Farben zu erlangen kann zweierlei bedeuten. Zum einen sollen Farben oder Farbkombinationen warnen (Beispiel Wespe, Feuerqualle) oder aber anlocken, wenn Männchen Farben spielen lassen, um Erfolg beim Werben um das Weibchen zu haben.
Der Einsatz bestimmter Farben kann aber auch das genaue Gegenteil bezwecken, nämlich Nichtbeachtung. So werden Farben dazu eingesetzt, um möglichst unauffällig zu wirken. In den meisten Fällen um das eigene Leben zu retten. Oder aber aus der Tarnung heraus, Beute zu machen, wie eine kaum sichtbare Schlange.
Interessanterweise wird der Einsatz von Farben in der Natur auch oft missbraucht. Die Schwebfliege sieht farblich so aus als wäre sie eine Wespe und verschreckt auf diese Weise mögliche Fressfeinde.

Nun gucken wir Menschen uns viel von der Natur ab – warum sollten wir das Rad auch immer wieder neu erfinden, wenn es doch anderswo schon gut funktioniert?
Die fleißige Stadtreinigung in ihrer grell-orangenen Arbeitskleidung, die rechtzeitig im Verkehr gesehen werden möchte, die Tierfilmer, die mit Tarnkleidung möglichst von den Objekten der Begierde unerkannt bleiben will, die unterschiedlichen Straßenschilder, die uns vor etwas warnen möchten, usw.

PSYCHOLOGIE DER FARBEN

Farben haben aus psychologischer Sicht einen starken Einfluss auf die optische Wahrnehmung unserer Umwelt. Da steht Rot für Gefahr, Blau steht für Harmonie und Ruhe, Grün für Frische und Hoffnung , Gelb steht für Vertrauen und Optimismus etc. Teils können Farben aber auch widersprüchliche Wahrnehmungen haben. Allerdings zählt meist der erste Eindruck und das, was man am ehesten aus persönlichen Erfahrungen mit der entsprechenden Farbe verbindet.

FARBEN IN DER WERBUNG

Und genau darauf zielt auch der Einsatz von Farbe in der Werbung ab. Informationen beispielsweise, die eine schnelle Wahrnehmung bei der Betrachtung von Werbeanzeigen oder auf Produktverpackungen erfordern, werden meist mit auffälligen Farben verbunden. Entweder ist ein NEU-Störer oder ein besonderer Hinweistext in Rot eingefärbt. Alternativ bedient man sich einer Komplementärfarbe, also einer Farbe, die in starkem Kontrast zum Rest der Gestaltung steht.

Farben in der Werbung und im Verpackungsdesign haben aber auch andere Aufgaben. So kann man als Verbraucher relativ schnell Sorten differenzieren, noch bevor man deren Bezeichnung liest. Im Bereich der Süßwaren (und Eis) steht z. B. die Farbe Grün in der Regel für Nuss, Blau für Vollmilch, Violett oder Dunkelblau für Noisette, Rot für Marzipan usw.
Spezielle Farbkombinationen und -Gewichtungen haben sich in Verbindung mit dem Markennamen über einen Zeitraum so in das Gedächtnis der Verbrauchers „eingebrannt“, dass man schon alleine anhand der Farben die eigentliche Marke erkennt (s. Coca Cola, Milka, etc.)
Hier ein paar Beispiele zum selber erraten (die Lösungen stehen übrigens am Ende dieses Blogbeitrags)

Auch in der Welt der Comics bedient man sich dieser Art der Farbcodierung. Zu diesem Thema gibt es eine großartige Kampagne der Marke Lego. (Auflösung am Ende des Blogbeitrags)

FARBEN IN DER PRAXIS

Die Psychologie der Farben und die Theorie ist das eine, das andere ist der richtige Einsatz und das Wissen in der Praxis.
Vorab aber doch noch ein bisschen Farb-Theorie:
Farbe nimmt man im Zusammenspiel mit Licht wahr. Nicht ohne Grund sagt man: „Nachts sind alle Katzen grau.“
Es gibt grundsätzlich zwei Arten der Farbmischung: a) die additive Farbmischung und b) die subtraktive Farbmischung

DEFINITIONEN

Additive Farbmischung:
Die additive Farbmischung ist ein Phänomen, das die Änderung des vom Auge empfundenen Farbeindrucks durch sukzessives Hinzufügen eines jeweils anderen Farbreizes beschreibt. Grundsätzlich ist das Farbsehen mit Hilfe unterschiedlich farbempfindlicher Sensoren im Auge eine additive Mischung. (Quelle: Wikipedia)

Subtraktive Farbmischung:
Als subtraktive Farbmischung, subtraktive Farbsynthese oder physikalische Farbmischung wird die Änderung eines Farbreizes bei Reflexion von der Oberfläche eines Körpers durch Remission oder beim Durchgang durch ein Medium durch Transmission bezeichnet. (Quelle: Wikipedia)

Wo treffen wir auf die beiden Arten der Farbmischung?
Im gesamten Online-Bereich stoßen wir auf die additive Farbmischung. „Mischt“ man dort die drei Grundfarben Rot, Grün und Blau (RGB) in gleichem Verhältnis, so entsteht Weiß. Auf diese Weise entstehen alle Farben auf Fernsehern, Computerbildschirmen, Smartphones, Tablets usw. – zumindest die, die das menschliche Auge wahrnehmen kann und das sind immerhin ca. 16,7 Mio.!

Mit der subtraktiven Farbmischung kommen wir immer dann in Kontakt, wenn wir Gedrucktes Betrachten. Hier sind die Grundfarben Cyan (ein mittleres Blau), Magenta (ein Rot mit Pinkstich) und Gelb. Mischt man alle drei zu gleichen Teilen, entsteht Schwarz.

Kleiner Wissenstest: Welche Farbe entsteht, wenn man zwei Komplementärfarben mischt? (Komplementärfarben sind die Farben, die sich auf dem Farbkreis direkt gegenüberliegen, siehe Bild.) Hierzu nimmt man sich einen Farb- oder Aquarellkasten und mischt z. B. ein Blau mit einem Orange oder ein Rot mit einem Grün? (Auflösung am Ende des Blogbeitrags)

FARBSYSTEME

Wichtig ist zu wissen, dass man es mit unterschiedlichen Farbsystemen zu tun hat. RGB, CMYK und Sonderfarben 1. RGB: Rot, Grün und Blau – überall dort zu finden, wo Farben auf Monitoren etc. dargestellt werden 2. CMYK: Überall in der Druckindustrie zu finden. Aber was bedeutet das K? K steht für Key-Plate. Das ist die Schlüsselplatte im Druck, an der die Farbplatten ausgerichtet werden. Schwarz sind z. B. Passermarken und Schnittmarken 3. Sonderfarben: Diese (oder auch Volltonfarben) werden dann eingesetzt, wenn es darauf ankommt im Druck möglichst klare Linien farblich zu drucken oder auch einen farblich brillanteren Eindruck zu erzielen, ohne dabei diese Farbe aus den Grundfarben CMYK zu mischen.

TECHNIK DES FARBDRUCKS

Der Farbdruck basiert auf folgender Technik: Es wird ein Raster aus mehr oder weniger dicht beieinander liegenden Punkten unterschiedlicher Stärke (Dicke) der Farben CMYK gedruckt. Dieses Raster ist mit dem Auge in der Regel nicht als solches wahrnehmbar, es sei denn, man nimmt eine Lupe und schaut einmal ganz genau hin. So wird dem Auge suggeriert, dass, wenn z. B. ein roter und ein gelber Punkt dicht nebeneinander gedruckt sind, die Farbe Orange erscheint. Möchte man ein neutrales Grün, so werden Gelbe und Cyanfarbene Punkte nebeneinander gedruckt. Soll das Grün etwas wärmer, voller erscheinen, werden kleinere Magenta-Punkte daneben gedruckt.
Würde man allerdings immer dasselbe Raster für alle 4 Druckfarben nehmen, sähen Bilder immer nur grau oder schwarz aus, weil ja die Punkte genau aufeinander lägen. Aus diesem Grund hat jede Farbe eine ganz bestimmte Drehung des Rasters. So wird gewährleistet, dass jeder Farbpunkt immer etwas neben dem einer anderen Farbe liegt und so vom Auge zu einer Farbe „gemischt“ werden kann.

WANN BRAUCHT MAN SONDERFARBEN?

Sonderfarben sind vorgemischte Farben und haben den großen Vorteil, dass sie u. a. vollflächig gedruckt werden können und sich nicht aus einzelnen (Druck-)Punkten zusammensetzen.
Sehen wir uns hierzu ein Beispiel an:
Auf einer Visitenkarte sind die Kontaktdaten in kleiner Schriftgröße aus einem Olivgrün zu sehen. Nutzt man für diesen Druck die Druckfarben CMYK, so würden sich alle vier Druckfarben als kleine Punkte nebeneinander drängeln (mehr oder weniger dick) und so die Farbe Oliv ergeben. Jetzt kann man sich vorstellen, dass sich, wenn man genauer hinguckt, keine klare Linie z. B. an einem Buchstaben L ergeben kann. Diese wirkt immer ganz leicht ausgefranst. Man könnte auch sagen, dass sie leicht verschwommen erscheint.
Nutzt man hingegen Oliv als Sonderfarbe, so ließe sich das L vollflächig abdrucken – also nicht aus Punkten zusammengesetzt. Dadurch wirkt die Linie klar und scharf. Außerdem hat man noch einen weiteren positiven Effekt – nämlich den der Kosten. Während im herkömmlichen Druck vier Druckplatten (für jede Farbe eine) benötigt werden, kommt bei diesem Beispiel nur eine Druckplatte zum Einsatz. Das bedeutet weniger Einrichtungskosten und vielleicht auch der Einsatz einer günstigeren Druckmaschine mit nur einem Farbwerk.
Sonderfarben werden auch dort eingesetzt, wo z. B. der klassische Offsetdruck nicht eingesetzt werden kann (etwa im Sieb- und Tampondruck, der häufig in der Werbemittelindustrie vorkommt).
Nutzt man Sonderfarben im Offsetdruck, hat das In erster Linie qualitative Gründe. Die etablierten Online-Druckereien am Markt setzen in der Regel keine Sonderfarben ein, sondern drucken Aufträge im Zusammendruck – nicht jeder möchte seine Visitenkarten mit olivfarbener Schrift! Das bedeutet, dass immer vier Farbwerke für alle Aufträge genutzt werden. Im Endeffekt zählt nur Geschwindigkeit, wenn man sich gegen hochwertige Qualität entscheidet.
Außerdem gibt es unter den Sonderfarben auch solche, die nie aus den vier Grundfarben gemischt werden könnten wie z. B. Metallicfarben oder spezielle Neonfarben.

Zu den Sonderfarbsystemen zählen u. a. RAL (z. B. für Lacke im Möbelbau), HKS und das am häufigsten genutzte PMS (Pantone Matching System für glatt, glänzende oder rauhe, matte Oberflächen).

UNTERSCHIEDE IN DER FARBWIRKUNG

Warum ist es so, dass sich Bilder farblich unterscheiden, wenn man sie am Monitor betrachtet und in ausgedruckter Form auf einem Blatt Papier?

Nun, das hängt mit dem Licht zusammen und den beiden unterschiedlichen Arten der Farbmischung. Bestimmte Farben und Farbbrillancen lassen sich nie drucktechnisch lösen.
Hier ein bekanntes Beispiel, in dem ganz besonders deutlich wird, wie stark der Farbunterschied von RGB zu CMYK ist:

Orange gehört zu der am schwersten reproduzierbaren Farbe im Druck. Generell wirken gedruckte Farbflächen immer etwas matter und weniger lebendig als Farben, die man auf einem Bildschirm betrachtet. Das liegt u. a. daran, dass schon alleine das Papier eine Eigenfarbe hat, auch wenn man denkt, dass es weiß ist, ist es eben nicht ein reines Weiß. Matte Papiere schlucken im Gegensatz zu glänzenden sogar noch mehr Farbbrillance.

KONFLIKTE BEI DER BEURTEILUNG VON FARBEN

Heutzutage werden Designs meist am Bildschirm betrachtet und beurteilt. Da ist dann die Enttäuschung oft groß, wenn man das fertige Produkt (eine Anzeige, eine Verpackung, o. ä.) ausgedruckt vor sich liegen hat. Von daher ist es wichtig, sensibilisiert an dieses Thema zu gehen: Wenn nötig, fertigt man vorab ein Digital-Proof oder einen Andruck an, um zu sehen, wie das finale Produkt aussehen wird.
Was ist denn nun ein Proof? Ein Proof (engl. Beweis) bzw. ein Digital-Proof ist ein Pendant, ein Beweis dafür, wie das Produkt im später gedruckt aussehen wird. Hier werden nicht nur einfach die Daten farbig auf einem Proofgerät ausgedruckt, sondern es werden schon bestimmte Farbprofile einberechnet und Papierfarbigkeiten simuliert, die im Original zum Einsatz kommen werden.

Ein Grund für die Fehlbeurteilung der Farben ist der, dass Monitore in der Farbdarstellung immer von anderen Monitoren abweichen. Es sei denn, sie sind hardware- oder softwareseitig kalibriert (also farbabgestimmt). Der eine Monitor ist vielleicht schon in die Jahre gekommen und konnte Farben noch nie so richtig gut darstellen, der andere hat einen Rotstich, der nächste wiederum ist zu dunkel eingestellt usw. Die Liste der möglichen Gründe für Farbabweichungen ist lang, sehr lang!
Zu guter Letzt kommt dann auch noch das menschliche Auge dazu. Schaut man bei Kunstlicht auf ein Bild, sieht es farblich anders aus, als würde man es bei Tageslicht betrachten. Auch Sehen, das erblich oder krankheitsbedingt beeinflusst ist, lässt Farben unterschiedlich wirken.

WAS LERNEN WIR DARAUS?

Eine Farbbeurteilung unterliegt diversen subjektiven aber auch technisch bedingten Kriterien.
In der Regel kann man davon ausgehen, dass Agenturen mit farbkalibrierten Systemen arbeiten. Wir bei Brandshape arbeiten mit einer Farbgenauigkeit (von RGB zu CMYK) von etwa 93 % … hmm, klingt ja nicht so toll! 100% wären schon besser, ist aber leider aus technischen Gründen nicht erreichbar. Auf die letzten 5 bis 7 % kann man aber auch verzichten, weil Farben am POS schon wieder ganz anders wahrgenommen werden.
Wichtig ist vor allem, dass wir bereits im Lauf des Gestaltungsprozesses mögliche Faktoren berücksichtigen, die im Zusammenhang mit Farben stehen. Und mit unserem Know how im Bereich Produktion und Druckverarbeitung weisen wir rechtzeitig auf Risiken hin oder zeigen Einsparungspotenzial auf, das bei komplizierten Druckverfahren durchaus ins Gewicht fallen kann.

Wem das jetzt alles zu bunt ist, der wendet sich bitte einfach an Brandshape – wir finden gemeinsam die beste Lösung!

Lösung Markenwissen:
1) Starbucks
2) Shell
3) Milka
4) Sixt
5) Lego
6) IKEA
7) Coca Cola
8) Deutschland

Lösung Comicwissen:
1) Die Simpsons
2) Die Schlümpfe
3) Asterix
4) Lucky Luke
5) Donald Duck
6) Ernie und Bert
7) South Park
8) Teenage Mutant Ninja Turtles

Lösung „Kleiner Wissenstest“: Grau